Digitaler Fachaustausch
Diskriminierungsrisiken von muslimischen Kindern und Jugendlichen durch Extremismusprävention
Montag, 4. März 2024 von 16 bis 18.15 Uhr
Unser Projekt lud gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe) und dem Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Jugendalter (KNW) Kolleg*innen, Freund*innen, Mitstreiter*innen und Interessierte, am Montag, den 4. März 2024, zu unserem vierten digitalen Fachaustausch ein. Dieser ist Teil der Reihe „Diskriminierungs- und rassismuskritische Schule“. Dieses Mal haben wir uns mit Diskriminierungsrisiken von muslimischen Kindern und Jugendlichen durch Extremismusprävention beschäftigt.
Unter Extremismus- oder Radikalisierungsprävention versteht man pädagogische Angebote, mit denen Fördermittelgeber und Organisationen verhindern möchten, dass sich Personen extremistischen Ideologien zuwenden bzw. erreichen möchten, dass sich radikalisierte Personen von extremistischen Gruppen lösen. Dazu zählen rechtsextreme, aber auch islamistische Gruppierungen (mehr Informationen dazu: bpb).
Es drehte sich um die Fragen: Wie kann die Schule verstärkt zu einem Ort der religiösen und weltanschaulichen Vielfalt und der Begegnung mit dem Islam werden, um antimuslimischem Rassismus entgegenzuwirken? Inwiefern wird der Islam in Schule oft mit Gewalt assoziiert, und welche Auswirkungen hat dies auf Teilhabe und Zugehörigkeit muslimischer Kinder und Jugendlicher und führt zu Diskriminierungs- und Ausgrenzungserfahrungen?
Das Thema wurde mit zwei zehnminütigen Impulsvorträgen von Prof. Dr. Michael Kiefer (Rira-Projekt / Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück) und Mohammed Scheikani (ufuq.de) eingeführt und anschließend in Kleingruppendiskussionen vertieft.
Prof. Dr. Michael Kiefer behandelte in seinem Impuls die Problematik der negativen Markierung oder Stigmatisierung in der Radikalisierungsprävention. Dabei hat er die Auswirkungen nicht-intendierter Stigmatisierungen und negativer Markierungen auf die Präventionsarbeit diskutiert, insbesondere im Kontext des religiös begründeten Extremismus. Er betonte die Wichtigkeit, diese Aspekte zu berücksichtigen, um die Effektivität der Präventionsmaßnahmen zu gewährleisten und nicht kontraproduktive Effekte zu erzielen.
ufuq.de, eine Fachstelle für Pädagogik zwischen Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus in Berlin, vertreten durch Mohammed Scheikani, hat eine Handreichung mit dem Titel „Protest, Provokation oder Propaganda? Handreichung zur Prävention salafistischer Ideologisierung in Schule und Jugendarbeit” präsentiert. Diese Arbeitshilfe fasst die Erfahrungen zusammen, die ufuq.de in der Präventionsarbeit gegen die salafistische Ideologisierung in Schule und Jugendarbeit gesammelt hat. Sie bietet konkrete Hilfestellungen für den Umgang mit salafistischen Orientierungen und Verhaltensweisen und zielt darauf ab, praxisnahe Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Ideologisierungen vorgebeugt und demokratische Werte gefördert werden können. In eine Rückfragerunde zu den Impulsen wurden darauf eingegangen, was Lehrer*innen tun können, wenn sie unsicher sind, ob eine Radikalisierung vorliegt und welche Hilfen sie zu einer Bewertung von Vorfällen heranziehen können. Auch wurde darauf eingegangen, welche Handlungsoptionen betroffene Schüler*innen haben.
Anschließend ging es in fünf Kleingruppen Austausch zu den Fragen
- Wie muss Extremismusprävention gestaltet werden, damit sie nicht zu Diskriminierung und antimuslimischem Rassismus führt?
- In welchem Verhältnis stehen Extremismusprävention und Diskriminierungsschutz als schulische Aufgaben nebeneinander? Welche Erfahrungen haben die Teilnehmenden dazu gemacht?
- Wie kann die Schule verstärkt zu einem Ort der sichtbaren und gelebten religiösen und weltanschaulichen Vielfalt werden?
Die Ergebnisse der Kleingruppen wurden im Plenum zusammengefasst. Die Veranstaltung endete mit einem Ausblick auf weitere Veranstaltungen in 2024.